DECHEMAX Initiative für Chemische Technik und Biotechnologie

Die Prozessindustrie

Die Prozessindustrie

Die ACHEMA wird in den Medien oft als die "Leitmesse der Prozessindustrie" bezeichnet.. Manchmal folgt dann noch eine Aufzählung: "Chemische Industrie, Verpackungstechnik, Biotechnologie...". Was aber ist eigentlich "die Prozessindustrie"? Und was haben die genannten Branchen gemeinsam?

Entschwefelungsanlage

Unter Prozessindustrie versteht man all jene Betriebe, bei denen Stoffe umgewandelt werden. Dabei ist es zunächst einmal egal, ob das durch Mixen, Umformen oder z. B. eine chemische Reaktion geschieht. Ein typisches Beispiel ist die chemische Industrie. Hier werden aus Rohstoffen - in der Regel Erdöl - alle möglichen Stoffe und Materialien hergestellt, die wir im täglichen Leben brauchen: Benzin, Kunststoff, Textilfasern, Dünger und vieles mehr. Voraussetzung dafür ist die Stoffumwandlung in chemischen Reaktionen, also Prozessen.

Aber auch Branchen, an die man nicht sofort denkt, fallen unter den Oberbegriff Prozessindustrie. So gehören unter anderem auch Hersteller von Papier oder Lebensmitteln dazu. Für die technischen Abläufe ist es relativ unerheblich, ob Erdöl zu Kunststoffen umgewandelt oder aus Wasser, Mehl und Hefe Brot gebacken wird. In allen Fällen müssen Rohstoffe transportiert, zusammengemischt und erwärmt werden. Und deswegen ähneln sich auch die verwendeten Komponenten und Anlagen: Man braucht Rohre und Kessel, in denen verschiedene Substanzen miteinander vermischt werden und Reaktionen stattfinden. Die Ausgangsstoffe und Produkte müssen durch die Anlagen gepumpt werden. Dabei kann es um Gas, Flüssigkeiten oder Feststoffe, z. B. Pulver oder Flocken, gehen. Manche Substanzen sind aggressiv, das heißt die Materialien, mit denen sie in Kontakt kommen, müssen sehr widerstandsfähig sein. Man muss die Kessel und Rohre heizen oder kühlen und möchte dabei möglichst wenig Energie aufwenden. Und am Ende müssen die Produkte getrennt werden, gereinigt, abgefüllt und verpackt. Für alle diese einzelnen Aufgaben gibt es Anlagen, Maschinen und Verfahren, und all das wird auf der ACHEMA gezeigt.

DestillationsanlageWer arbeitet in der Prozessindustrie? Früher war es häufig so, dass ein Chemiker im Labor überlegt und ausprobiert hat, wie man bestimmte Stoffe herstellt - zum Beispiel Gummi. Natürlich hat er das am Anfang mit ganz kleinen Mengen gemacht, alles andere wäre viel zu gefährlich und zu teuer. Wenn eine Reaktion funktionierte, der Chemiker also wusste, welche Ausgangsstoffe er wie zusammenmischen musste und wie lange und bei welcher Temperatur er sie beispielsweise rühren musste, dann musste man daraus ein industrielles Verfahren entwickeln. Das heißt, wo er vielleicht einen 100 ml-Kolben benutzt hatte, sollte das Ganze jetzt in einem 1000 l-Kessel stattfinden. Es ist aber viel schwieriger, 1000 l gleichmäßig zu heizen und gründlich zu rühren als einen kleinen Kolben. Damit kennen sich die Verfahrenstechniker aus. Heute arbeiten Chemiker und Ingenieure schon sehr viel früher bei der Verfahrensentwicklung zusammen und überlegen gemeinsam, ob etwas, was in kleinem Maßstab funktioniert, auch in einer Industrieanlage klappen kann.

Der Chemiker und der Verfahrenstechniker denken sich also zusammen ein industrielles Verfahren aus. Der Maschinenbauer stellt die einzelnen Komponenten zusammen, also z. B. Pumpen und einen Rührkessel, und der Anlagenbauer sorgt dann dafür, dass das alles auch zusammenpasst.

Hinter einem Chemiewerk steckt also die Arbeit von vielen Leuten, und keiner von denen kann sich das alles alleine ausdenken.

 

Copyright: DECHEMA e.V. 1995-2024