DECHEMAX Initiative für Chemische Technik und Biotechnologie

Schüttgut

Schüttgut

Henninger_Turm-2005 Bisher haben wir bei unserem virtuellen Rundgang über die ACHEMA so getan, als ob in allen Industrieanlagen nur Gase und Flüssigkeiten unterwegs sind, oder schlimmstenfalls Schlämme, die sich aber ähnlich verhalten wie Flüssigkeiten. Aber was ist eigentlich mit all den festen, flockigen oder pulverförmigen Produkten? Wie sorgt man dafür, dass alle Cornflakes eine ähnliche Größe haben oder dass ein fein gemahlenes Pulver nicht in sämtliche Ritzen der Maschinen eindringt? Wie bekommt eine Maschine überhaupt ein solches Pulver aus den Kesseln oder Rohren in Tüten und Dosen?

Feststoffe heißen in der Verfahrenstechnik "Schüttgut" , und die oben genannten Beispiele zeigen schon, dass Schüttgut ganz eigene Herausforderungen an die Anlagenbauer stellt. Insbesondere die vielen verschiedenen Eigenschaften, die ein und das selbe Schüttgut haben kann, stellen die Ingenieure vor eine Aufgabe. Denkt nur einmal daran, wie sich Sand verhalten kann. Wenn er ruhig da liegt, ist er fest, wenn er in Bewegung gerät, kann er sich fast wie eine Flüssigkeit verhalten und wenn er als Staublawine auftritt, verhält er sich fast wie ein Gas. All das muss berücksichtig werden, wenn eine Anlage zur Beförderung von Schüttgut geplant wird.
Silos
Gelagert werden Schüttgüter meistens in Silos . Diese sind häufig 10 bis 20 m hohe zylindrische Bauwerke. Es gibt aber auch sehr viel höhere Silos, wie z. B. den Henninger-Turm in Frankfurt, der allerdings nicht mehr in Benutzung und eher durch das Radrennen darumherum bekannt ist. Die Silos werden normalerweise von oben befüllt und von unten entnommen. Das Entnehmen des Schüttguts geschieht mit Hilfe der Zellenradschleuse . Diese Schleuse besteht aus einem Rotor, der sich in einem genau passenden Gehäuse dreht (siehe Abbildung unten). Zwischen den einzelnen Rotorblättern wird das Fördergut vom Ein- zum Auslass transportiert, so dass ein ununterbrochener Strom des Schüttguts entsteht. Von der Zellenradschleuse gibt es für jedes Schüttgut eine angepasste Variante. So gibt es z. B. für besonders klebrige Güter Schleusen, in die ein zusätzliches Räumrad eingebaut ist, das die einzelnen Zellen des Rotors richtig auskratzt damit keine Reste des Schüttguts darin hängen bleiben.

 Zellenradschleuse

Für die Beförderung von feinen Pulvern gibt es ebenfalls ganz spezielle Schleusen. Durch sie wird Luft hindurch geblasen, die dann das Pulver mitreißt. Dabei kann man so viel Luft verwenden, dass das Pulver durch das anschließende Rohr fliegend transportiert wird oder man nutzt weniger Luft, so dass es nur auf dem Boden des Rohrs entlang rutscht und sich ähnlich wie eine Flüssigkeit verhält. Diese so genannte "pneumatische Förderung" wird z. B. beim Transport von Zucker eingesetzt.

Natürlich kann man Schüttgut aber auch so befördern, wie ihr es sicherlich kennt und vielleicht auch am Anfang schon vermutet habt: aufFörderbändern . Ihr Vorteil ist, dass man die Güter damit sehr schnell über sehr lange Strecken transportieren kann. Das längste Förderband der Welt steht in der Sahara und ist fast 100 km lang! Der Nachteil eines Förderbands ist aber, dass man die Güter damit immer nur auf geraden Strecken transportieren kann.

Wie ihr seht, gibt es für Schüttgut mindestens genauso viele Transportmöglichkeiten wie für Flüssigkeiten oder Gase, so dass sich die Anlagenbauer vor dem Bau einer neuen Fabrik immer genau überlegen müssen, was am Ende transportiert werden soll.

 

 

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