DECHEMAX Initiative für Chemische Technik und Biotechnologie

Kreislaufwirtschaft – woher nehmen, wenn nicht recyclen?

Kreislaufwirtschaft – woher nehmen, wenn nicht recyclen?

Schiff
Bildquelle: AdobeStock

Jeder von uns verbraucht im Jahr etwa 16.000 kg Rohstoffe (Quelle: NABU). Dabei hat jede Nutzung von Rohstoffen Auswirkungen auf unsere Umwelt: Es werden Emissionen und Schadstoffe freigesetzt, Flächen verbraucht, und es entstehen riesige Mengen an Abfall. Dies alles führt zu einer Überlastung unserer Erde. Zurzeit verbrauchen wir in einem Jahr nur in nachwachsenden Rohstoffen gerechnet – die Ressourcen von 1,7 Erden. Auf Dauer kann das nicht gutgehen. Das ist offensichtlich. Lasst uns zusammen schauen, was wir ändern können.



Die Lösung? Kreislaufwirtschaft
Als Kreislaufwirtschaft (englisch circular economy) bezeichnet man ein System, in dem man den Einsatz von Rohstoffen und die Produktion von Abfall verringern möchte. Die Kreislaufwirtschaft möchte Emissionen möglichst vermeiden und Energie einsparen. Das lässt sich erreichen, indem Energie- und Materialkreisläufen verlangsamt, verringert oder geschlossen werden. Langlebige Konstruktion, Instandhaltung, Reparatur, Wiederverwendung, Remanufacturing, Refurbishing und Recycling sind die großen Schlagworte der Kreislaufwirtschaft. Dem gegenüber steht die Linearwirtschaft oder „Wegwerfwirtschaft“. Leider ist die Linearwirtschaft in der industriellen Produktion immer noch vorherrschend. Dabei wird ein Großteil der eingesetzten Rohstoffe nach der jeweiligen Nutzungsdauer der Produkte deponiert oder verbrannt.

Frage (Klassenstufen 7-10, E und Q)

Die Schlagworte „Make, Use, Recycle“ und „Take, Make, Dispose“ beschreiben die beiden Wirtschaftssysteme.
Ordnet sie den beiden Wirtschaftsarten zu.

Zur Herstellung von Produkten werden Ressourcen der Natur entnommen. Die Produkte werden verkauft und nach der Nutzung entsorgt. Einmal auf der Deponie gelandet, bedeutet dies meist das Aus für eine Wiederverwertung der Rohstoffe und die Müllberge wachsen weiter.

1. Take, Make, Dispose
2. Make, Use, Recycle

Lösung:

1. Im linearen, traditionelle Wirtschaftsmodell gilt „Take, Make, (Use), Dispose“

Bei der Herstellung von Produkten, wird bereits darauf geachtet, dass sie sich wieder in Kreisläufe einfügen lassen. Der Erstnutzung folgen mindestens eine oder – was noch besser ist – mehrere Reuse-Phasen. Auch Wartung und Reparatur sind wichtige Bestandteile der Circular Economy. Denn je länger Produkte halten, desto weniger neue werden benötigt. Erst wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind, wird das Produkt möglichst vollständig recycelt, sodass aus seinen Bestandteilen etwas Neues entstehen kann.

1. Take, Make, Dispose
2. Make, Use, Recycle

Lösung:

2. Make, Use, Recycle

Hierarchien in der Welt des Abfalls Da es für uns und die Umwelt sehr wichtig ist, dass viele Rohstoffe im Kreislauf bleiben, hat die Thematik auch Eingang in die Gesetzeswelt gefunden. Dort wurde unter anderem eine Abfallhierarchie festgelegt.

Die fünf Stufen der Abfallhierarchie sind: Abfallbeseitigung, Abfallvermeidung, Aufbereitung/Recycling, sonstige Verwertung, Wiederverwendung
Sortiere die 5 Begriff in der Reihenfolge der Abfallhierarchie

 

Lösung:

1. Abfallvermeidung
2. Wiederverwendung
3. Aufbereitung/Recycling
4. Sonstige Verwertung
5. Abfallbeseitigung

Ordne die folgenden Aussagen den genannten Stufen zu:
Wir heizen zu Hause mit Fernwärme aus dem Müllheizkraftwerk.

a) Abfallbeseitigung
b) Abfallvermeidung
c) Aufbereitung/Recycling
d) sonstige Verwertung
e) Wiederverwendung

Lösung:

d) Sonstige Verwertung

Wir sollten alle mehr im Unverpackt-Laden einkaufen.

a) Abfallbeseitigung
b) Abfallvermeidung
c) Aufbereitung/Recycling
d) sonstige Verwertung
e) Wiederverwendung

Lösung:

b) Abfallvermeidung

Mineralwasser in Pfand-Glasflaschen schmeckt sowieso am besten.

a) Abfallbeseitigung
b) Abfallvermeidung
c) Aufbereitung/Recycling
d) Sonstige Verwertung
e) Wiederverwendung

Lösung:

e) Wiederverwendung

Die Schuhe sind schon durchgelaufen. Ab damit auf die Mülldeponie!

a) Abfallbeseitigung
b) Abfallvermeidung
c) Aufbereitung/Recycling
d) Sonstige Verwertung
e) Wiederverwendung

Lösung:

a) Abfallbeseitigung

Aus dem Altpapier von heute wird die Zeitung von morgen.

a) Abfallbeseitigung
b) Abfallvermeidung
c) Aufbereitung/Recycling
d) Sonstige Verwertung
e) Wiederverwendung

Lösung:

c) Aufbereitung/Recycling

Frage (Klassenstufen 8-10, E und Q)

Wie heißt das Gesetz, in dem die Abfallhierarchie beschrieben wird und wann trat es in Kraft?

 

Lösung:

Am 1. Juni 2012 trat das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) in Kraft, um „die Kreislaufwirtschaft zur Schonung der natürlichen Ressourcen zu fördern und den Schutz von Mensch und Umwelt bei der Erzeugung und Bewirtschaftung von Abfällen sicherzustellen“. (§1 Abs. 1 KrWG). Die Novellierung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes im Jahr 2020 dient im Wesentlichen der Umsetzung der am 4. Juli 2018 in Kraft getretenen, novellierten EU-Abfallrahmenrichtlinie, deren Änderungen als Teil des EU-Kreislaufwirtschaftspaketes bis zum 5. Juli 2020 in nationales Recht umzusetzen waren.

Frage (Klassenstufen 9-10, E und Q)

Das Recycling spielt eine wichtige Rolle in der Kreislaufwirtschaft. Füllt den Lückentext mit den folgenden Worten aus:

Rezyklat – Füllstoff – Downcycling – Spuckstoffe – Brennstoff – Regenerat – Upcycling

Zum Recycling gehören Verwertungsverfahren, die Abfälle zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereiten. Das Schreddern von Abfall zur Verwendung als

 

Lösung:

Füllstoff

gehört aber genauso wenig dazu wie die Verwendung als

 

Lösung:

Brennstoff

Durch Recycling produzierte Stoffe nennt man

 

Lösung:

Rezyklat

oder

 

Lösung:

Regenerat

Ein möglicher Nachteil, beispielsweise bei der Verwertung von Kunststoffabfällen, ist, dass – bei vertretbarem Aufwand – das Material nicht mehr die ursprüngliche Qualität hat oder keine so gute Verarbeitbarkeit wie beim ursprünglichen Produkt erreicht wird. Diese Abwertung wird auch als

 

Lösung:

Downcycling

bezeichnet, während beim

 

Lösung:

Upcycling

aus Abfallstoffen hochwertigere Produkte hergestellt werden können. Reststoffe, die während des Recyclingvorgangs bestimmter organischer Materialien anfallen, werden

genannt.

Lösung:

Spuckstoffe

Frage (Klassenstufen 10, E und Q)

Bei der Wiederverwertung (nicht Recycling!) unterscheidet man drei Gruppen:
- werkstoffliche Verwertung (physikalische Verwertung)
- rohstoffliche Verwertung (chemische Verwertung)
- energetische Verwertung

Wählt die richtigen Beschreibungen für „werkstoffliche“, „rohstoffliche“ und „energetische“ Verwertung aus:

werkstoffliche Verwertung

Aufbereiten (Sortieren, Reinigen, Formen etc.) der Altkunststoffe direkt zu neuen Kunststoffprodukten
Herstellung neuer Werkzeuge aus Altkunststoffen
Verbrennung der Kunststoffe in Schmiedeessen, um Metallwerkstoffe zu formen

Lösung:

Aufbereiten (Sortieren, Reinigen, Formen etc.) der Altkunststoffe direkt zu neuen Kunststoffprodukten

rohstoffliche Verwertung

Vermischen mit pflanzlichen Rohstoffen zur Herstellung neuer Materialien
chemischer Abbau der polymeren Werkstoffe unter Abbau der makromolekularen Struktur zu niedermolekularen Rohstoffen, die in Raffinerien oder Chemieanlagen eingesetzt werden können
Verarbeitung des unbehandelten Rohabfalls zu Straßenbelag oder Parkbänken

Lösung:

chemischer Abbau der polymeren Werkstoffe unter Abbau der makromolekularen Struktur zu niedermolekularen Rohstoffen, die in Raffinerien oder Chemieanlagen eingesetzt werden können

energetische Verwertung

Herstellung neuer Kunststoffe durch Energiezufuhr
Verbrennung der Kunststoffe mit hoher Energierückgewinnungsquote zu Strom und Wärme
die im jeweiligen Land am energischsten von der Politik geforderte Verwertung

Lösung:

Verbrennung der Kunststoffe mit hoher Energierückgewinnungsquote zu Strom und Wärme

Welche der drei Verwertungsarten zählt laut oben gesuchtem Gesetz nicht zum Recycling?

 

Lösung:

energetische Verwertung

Frage (Klassenstufen E und Q)

Intelligentes Produktdesign und intelligente Entsorgung

Beides ist manchmal nicht einfach. Die Erwartung an die Industrie/Erzeuger ist, dass sie ihre Produkte von Anfang an so gestalten, dass sie gut wiederverwertet werden können. Ein Beispiel ist das Fairphone. Es besteht – soweit möglich – aus Recyclingmaterialen und ist so gebaut, dass Einzelteile modular ausgetauscht und getrennt werden können. Aber auch unser „Entsorgungsverhalten“ beeinflusst die Kreislaufwirtschaft: Nur wenn unser Abfall dort landet, wo er hingehört, hat er die Chance zurück in den Kreislauf zu gelangen.

Welche Aussagen sind richtig?

1. Der Tetra Pak ist aufgrund seines Produktdesigns besonders nachhaltig.
2. Kassenzettel aus Thermopapier gehören in die Papiertonne.
3. Produkte aus schwarzem Plastik werden in der Sortieranlage nicht erkannt.
4. Der Aludeckel hängt noch am Joghurtbecher? Pech für ihn (oder für uns), denn damit ist er nicht mehr recycelbar.

Lösung:

Richtig sind die Antworten 3 und 4
Unter intelligentem Produktdesign versteht man Dinge, wie den Einsatz möglichst heller Plastikarten, damit die Sortiermaschine sie erkennen kann. Ein schwarzer Deckel auf dem Tetra Pak ist also eher weniger intelligent. Sortieranlagen arbeitet mit Infrarot-Analytik. Sie erkennen schwarzes Plastik nicht, da die Infrarotstrahlung vollständig absorbiert wird und so die Anlage quasi „keine Rückmeldung“ durch reflektierte Strahlung erhält. Auch der Tetra Pak selbst ist für das Recycling nicht gut aufgestellt: Hier sind verschiedene Materialien – Karton, Platik, Aluminiumschicht – miteinander verklebt und für das Recycling damit nur schwer zugänglich.

Frage (Klassenstufe Q)

Chemische Verwertung von Kunststoffen

Dieses Verfahren steckt noch in den Kinderschuhen. Großtechnische Anwendung gibt es bisher nicht, sie sind meist zu energieintensiv. Aber die Methode ist interessant, weil Kunststoffe werkstofflich oft nicht gut zu verwerten sind. Warum ist das so? Kunststoffe, die zur Wiederverwertung gelangen, sind häufig verunreinigt. Zudem sind die Produkte oft aus verschiedenen Kunststoffen zusammengesetzt und schlecht trennbar. Eine weitere Ursache sind die sogenannten Additive, die einem Kunststoff oft zugesetzt werden, um seine Eigenschaften zu verändern, ihn also für das Produkt zielgerecht zu designen.

Nennt 2 Beispiele für Additive und erklärt kurz (!) deren Zweck:

 

Lösung:

 

Lösung:

Mögliche Antworten:
Weichmacher – erhöhen Flexibilität der Kunststoffe
Farbe – erklärt sich von selbst
Stabilisatoren – schützen Kunststoffe vor Umwelteinflüssen, verlängern Lebensdauer
Antioxidantien – verhindern Oxidation mit Sauerstoff, die zum Beispiel zum Vergilben der Kunststoffe führt
Lichtschutzmittel – verhindern Ausbleichen, Altern durch Licht, etwa beim Kunstrasen
Wärmestabilisatoren – oft wichtig für die Herstellung, wo Wärme für Prozesse nötig ist. Wärmestabilisatoren verhindern das Zersetzen von Kunststoffen bei höheren Temperaturen.

Es gibt im Wesentlichen vier Verfahren, um Kunststoffe rohstofflich zu verwerten:
Pyrolyse, Vergasung, Solvolyse, Verölung
Ordnet zu:

Unter Ausschluss von Sauerstoff werden organische Materialien thermisch zersetzt. Die Produkte sind Öle und Wachse.

Pyrolyse
Vergasung
Solvolyse
Verölung

Lösung:

Pyrolyse

Direkte katalytische Zersetzung der Kunststoffpolymere in einem Rührkesselreaktor. Die entstehenden Produkte sind sowohl flüssig als auch gasförmig und fest. Das Zielprodukt ist die flüssige Phase, in der „Wachsphase“ sind feste Rückstände aus Füllstoffen und Verschmutzungen zu erwarten.

Pyrolyse
Vergasung
Solvolyse
Verölung

Lösung:

Verölung

Organische Materialien werden unter Sauerstoffausschluss thermisch zersetzt. Aus festen Stoffen, wie Kunststoffabfällen, sollen hier gasförmige Produkte entstehen, zum Beispiel das Synthesegas, das wir in der letzten Frage kennengelernt haben.

Pyrolyse
Vergasung
Solvolyse
Verölung

Lösung:

Vergasung

Lösung der Polymere in einem organischen Lösungsmittel, gegebenenfalls unter Druck und bei erhöhter Temperatur. Dabei werden die Polymere in die Grundbausteine (Monomere) zerlegt.

Pyrolyse
Vergasung
Solvolyse
Verölung

Lösung:

Solvolyse

Copyright: DECHEMA e.V. 1995-2024